Suggestopädie

Lernen und Suggestopädie

In der Suggestopädie werden Geschichten eingesetzt, um nicht nur dem Kopf Informationen zu geben, sondern auch den Bauch anzusprechen. Geschichten zu erzählen ist die älteste Form des Lehrens. Geschichten haben Spannung, Emotionen, Botschaft und bieten Anlass zur Reflexion. Mit diesem „Trick“ arbeiten nicht zuletzt die Gedächtnistrainer: Aus einer Zahlenreihe wird eine Geschichte – und schon kann ich sie mir merken! In den letzten Jahren ist ‚Story Telling‘ gefragt und in ‚Ted Talks‘ werden spannende Geschichten erzählt.

Vernunftbetontes Lernen ist also nur möglich, wenn auch Gefühle mitverarbeitet werden. Die Bereiche im Gehirn, in denen Emotionen verarbeitet werden, sind mit den Gehirnteilen vernetzt, die beim logischen Denken benötigt werden – und umgekehrt. Angenehme Gefühle werden beim lernen oft nur als „nette Zugabe zum Denkprozess gesehen. Ohne Gefühle können wir aber nicht denken. Ohne Gefühl kein Verstand. Musik, Bewegung, Spiele, Humor – das alles sind suggestopädische Bausteine und Wirkfaktoren, die unsere Gefühle aktivieren.

Geschichte

Die Suggestopädie wurde in den 60er Jahren vom bulgarischen Arzt und Psychotherapeuten Georgi Lozanov (geb. 1926) begründet. Der Begriff Suggestion steht dabei für „Wahrnehmungsvorschlag“, der extern durch die Umgebung oder intern durch verinnerlichte Glaubenssätze („Computer versteh‘ ich eh nicht.“) erfolgen kann. In der englischen Wortbedeutung heißt Suggestion Vorschlag oder Angebot und auf diese bezieht sich Lozanov. Die Suggestopädie ist die Wissenschaft von der Suggestion im Hinblick auf den Prozess des Lehrens und Lernens. Negative Suggestionen sollen abgebaut und positive aufgebaut werden.

In Deutschland wurde Suggestopädie unter dem Begriff ‚Superlearning‘ in den frühen 80er Jahren bekannt. Seit 1987 gibt es die ‚Deutsche Gesellschaft für Suggestopädisches Lehren und Lernen‘ (DGSL e.V.) und damit einhergehend eine Verbreitung in der Bildung im Profit- und Non-Profit Bereich.
In der Suggestopädie in Deutschland, ähnlich der Entwicklung in den USA, werden in der Praxis andere, ergänzende Ansätze und Methoden integriert (Gestaltpädagogik, Neuro-Linguistische-Programmieren, (hier möchte ich ein paar kurze Worte dazu schreiben) Kinesiologie, (hier ebenfalls) etc.).

Elemente

Abbau von Lernblockaden (Desuggestion) – Positive Suggestionen – Angenehme Lernatmosphäre (emotionales Lernen) – Anregende Atmosphäre – Stressfreiheit – Peripheres Lernen – Multisensorisch und Lerntypengerecht lernen – Wirkfaktor Musik (Lernen in der Entspannung, Alphazustand)

Suggestopädischer Kreislauf

Einstimmung
Ein suggestopädischer Ablauf [vgl. Bovet, Huwendiek, Seite 126] beginnt gewöhnlich mit einer Konzentrationsphase, dem Centering [vgl. Skill-Autorenteam, Seite 84]. Bei einem ruhig fließenden Musikstück und unterstützenden Worten des Lehrenden gewinnt der Zuhörer Abstand zu ablenkenden Gedanken und wird geistig auf die nachfolgende Erarbeitungsphase eingestimmt.
Passives Lernkonzert
Nach der Erarbeitung und Präsentation des Lernstoffes wiederholt der Lehrende zur Musik, die mit 60 Schlägen pro Minute beruhigend wirkt, die wesentlichen Inhalte (passives Lernkonzert). Der Lernende kann dabei entspannt zuhören.
Anwendungs- und Übungsphase
Im suggestopädischen Kreislauf folgt hierauf eine Anwendungs- und Übungsphase des Gelernten.
Integrationsphase
Den Abschluss einer Unterrichtseinheit bildet die Integrationsphase, in der der Lehrende zur Entspannungsmusik die gesamten Lerninhalte zum Beispiel durch Verbindung mit einer Fantasiereise wiederholt.

Buchtipp:

Trainieren mit Herz und Verstand
Claudia Grötzebach (Hrsg.),
Einführung in die suggestopädische Trainingspraxis,
GABAL