Systemisches Denken

Kommunikation aus systemischer Sicht

‚Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.‘ Dieser Satz aus der Gestaltpsychologie hilft die systemische Sicht einzunehmen. Verhalten ist nicht als individuelles Problem zu sehen, sondern als Ausdruck der Interaktionen in Systemen zu begreifen, als Teil des Kommunikationsgebildes in sozialen Systemen.

’Die besten Sechs sind nicht die beste Sechs’ – Heiner Brand, der Trainer der weltmeisterlichen deutschen Handballer, hat diesen Satz in Bezug auf die Zusammenstellung seines erfolgreichen Teams geäußert. In einem Theater entsteht ein Stück welches nur durch das passende, spannungsvolle Zusammenspiel des Ensembles möglich ist. Ein Team im Arbeitsumfeld ist nicht nur eine Ansammlung von Individuen. Das wesentliche an einem exzellenten Team ist die Zusammenarbeit: Die Mitglieder vereinen sich mit ihren Stärken zu einem größeren Ganzen.
Unser Denken ist über Jahrhunderte von naturwissenschaftlichem Denken geprägt worden: Linearität und Kausalität sind Eckpunkte davon. Wenn wir ein Verhalten beobachten kommt uns augenblicklich die Frage ‚Warum’ (macht er/sie das) in den Sinn, auf welche wir unwillkürlich und solange nach einer Antwort suchen, bis wir eine mehr oder weniger befriedigende gefunden haben.

Komplexe Systeme, wie es menschliche Gruppierungen sind, können auf diese Art jedoch nicht erfasst werden. Die Zusammenhänge sind vielfältig, die Wechselwirkungen enorm und die Auswirkungen nicht wirklich vorhersehbar. Ein Blick in die Natur, das Ökosystem, genügt um uns der Illusion zu berauben mit linear-kausalen Erklärungsmustern die Entstehung des Wetters, das Zustandekommen von Naturphänomenen und Katastrophen verstehen zu können.

’Wie’ erzeugen Menschen in sozialen Systemen gemeinsam ihre Wirklichkeit, welche Muster, welche Denkweisen, welche Erfahrungen liegen dem Erleben zu Grunde – diesen Fragen nachzugehen ist systemisches Arbeiten. In der Praxis heißt das zum Beispiel:

Ein ’problematisches’ Teammitglied, ein ’schwieriger’ Mitarbeiter ist nicht als Problem zu isolieren. Sein Verhalten ist nur in dem Kontext, in dem es auftritt zu verstehen und immer auch Ausdruck des ganzen Teams, der ganzen Gruppe – manch Team braucht einen Außenseiter als Sündenbock, für den Gruppenzusammenhalt, etc. Also ist die, systemische, Grundfrage ’Wie’ sind die Kommunikations-, die Interaktionsmuster im Team, wie funktioniert die Gruppe in welcher der ’schwierige’ Teilnehmer der Symptomträger ist – an ihm zeigen sich Muster, Denkweisen und Strukturen des gesamten Teams oder, je nach Betrachtungsebene, der ganzen Organisation. Zirkularität ist hier das Stichwort.
Diese Sicht- und Herangehensweise, diese ’neuen’ Leitfragen, machen den Unterschied zum cartianischen Denken aus. Von den eingesetzten Methoden ist das Systemische Fragen hervorzuheben. Dies ist das universelle ’Werkzeug’, welches Sie in beinahe jeder kommunikativen Situation einsetzen können.

Um einen sinnvollen Umgang mit systemischen Fragen zu ermöglichen sollten Sie sich einen Zugang zu systemischem Denken verschaffen und hinreichend Kenntnisse über wesentliche systemische Grundannahmen zu Kommunikation und uns Menschen erlangen.

Systemisch heißt immer das System in Blick zu nehmen. Alle unmittelbar und mittelbar Beteiligten, die Merkmale der Situation, das Zusammenspiel und die vielfältigen Wechselwirkungen des Systems sind zu ergründen. Entsprechend zielen die Fragen auf ein Verständnis von Kommunikation (Handlungen) in ihrer interaktionellen Bedeutung hin.